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AutorenbildPia

Ich mache mich selbständig!


start, neustart, startpunkt, unabhängig
Picture by Ann H. on pexels.com

14. April 2024: Es ist Sonntagmorgen, ich sitze am Fenster und schaue den Menschen im Park zu. Ich sehe spielende Kinder, Menschen mit Hunden, Spaziergänger und Joggerinnen. Die Sonne strahlt vom blauem Himmel und ich frage mich, war es richtig? Richtig mich aus dem sicheren Hafen einer Festanstellung ins Unbekannte zu wagen, in die Selbständigkeit.

Ständig verspüre ich den Drang noch mehr machen zu müssen, mich noch besser vorbereiten zu müssen. Es ist Wochenende und ich bin unruhig. Die letzten Wochen schon spüre ich eine ständige innere Unruhe, egal zu welcher Uhrzeit, egal welcher Tag gerade ist, egal wie viel ich schon gemacht habe. Nichts ist gut genug. Nie bin ich fertig.

Tja, ich bin die Chefin. Aber was heisst das eigentlich? Ich bin hin- und hergerissen zwischen Angst und Vorfreude, Selbstvertrauen und Zweifeln. Bin ich es wert? Werde ich erfolgreich sein? Darf ich einen bestimmten Preis verlangen? Habe ich das Durchhaltevermögen, das es braucht? Was, wenn mich keiner haben will? Was, wenn die Versicherungen mich als nicht-versicherungswürdig einstufen?

Fragen über Fragen auf die ich keine Antwort habe. Ich hasse es nicht zu wissen was als nächstes passiert. Ich hasse es nicht alle Eventualitäten planen zu können. Ich bin so weit entfernt von meiner Komfortzone wie noch nie in meinem Leben.

Doch wie bin ich eigentlich hier gelandet?

Mein ganzes Leben habe ich versucht es anderen recht zu machen. Nicht anecken, alle zufrieden stellen. Gleichzeitig träumte ich von der Selbständigkeit. Ich träumte davon meine eigene Chefin zu sein. Mein ganzes Berufsleben habe ich für einen guten Lohn und die Anerkennung meiner Qualifikationen und Leistungen gekämpft.

In meinem ersten Job hatte sich eine Personal-Sachbearbeiterin herausgenommen, still und heimlich, den Antrag für meine Gehaltserhöhung zurückzuhalten. Nach ihrer Meinung hatte ich es nicht verdient. Da wären andere vor mir dran. Unglaublich, oder!? Sie hatte sich mit voller Absicht den Anweisungen unseres Geschäftsführers widersetzt und musste dafür am Ende noch nicht mal die Konsequenzen tragen. In einem anderen Job wurde mir über Jahre die Möglichkeit einer Geschäftsleitungsfunktion in Aussicht gestellt. Die Pläne dafür wurden jedoch immer wieder geändert, aus diversen Gründen verschoben, bis irgendwann gar nicht mehr darüber gesprochen wurde. Ich habe mich auch immer mal wieder zu Jobs, Aufgaben und Tätigkeiten überreden lassen, bei denen ich schon im Vorfeld wusste: Das bin ich nicht!....Das funktioniert nicht...Die Zeit reicht nicht. Aber wieso hab ich zugesagt? Da wären wir wieder beim “Es allen recht machen wollen”. Ich hatte eine derart grosse, unbewusste Angst vor Ablehnung, dass ich oft “Ja” gesagt habe, wenn ich eigentlich “Nein” gemeint habe. Danach hab ich mich masslos über mich selbst geärgert. Ich habe mich bis zum Umfallen gequält, bevor ich es auch nur in Betracht gezogen habe, von meinem “Ja” abzurücken. Zu gross war die Angst, die anderen könnten es mir übel nehmen.

Und dann kam 2022. Ein Jahr voller beruflicher Herausforderungen, die ich mir zu einem grossen Teil selbst ausgesucht hatte. Als dann jedoch ein privates Zerwürfnis hinzukam war ich am Rand meiner Belastbarkeit angekommen. Nach ein paar Tagen, machte ich aber einfach weiter wie bisher. Ich “funktionierte” noch 4 weitere Monate. Dann war Schluss. Nichts ging mehr. Ich war müde und traurig. Und wofür das alles?

Es war Zeit etwas zu ändern. ICH musste etwas ändern und zwar schnell. Die nächsten Monate beschäftigte ich mich intensiv mit meinen Mustern und Verhaltensweisen. Ich lernte meine Bedürfnisse wahr zu nehmen und diese zu vertreten. Es ging mir langsam und stetig besser. Und auf einmal kam der Tag an dem es mir wie Schuppen von den Augen fiel.

Ich war es leid, dass andere die Kompetenz hatten über mich zu entscheiden, mich zu beurteilen und auf ihrer Skala zu einordnen. Ich war es leid mich unter meinem Wert zu verkaufen. Auf einmal war mir klar: Ich muss da raus! Raus aus dem Angestelltenverhältnis. Ich muss meine eigenen Regeln machen und mich an meinen eigenen Werten orientieren. Was für eine befreiende Erkenntnis!

Ich habe also gekündigt und mir einige Monate Auszeit genommen um mich zu sortieren. Ich habe mir in Ruhe überlegt was ich möchte und was ich nicht (mehr) möchte.

Und so sitze ich nun hier, voller Vorfreude und mit grossem Respekt vor allem was da kommt.

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