Der 9. Juni 2022 war ein besonderer Tag für mich. Es war der Tag meines ersten öffentlichen Vortrags an einer grossen Konferenz, der EuroSTAR.
Doch wie bin ich dorthin gekommen und wie habe ich mich auf den grossen Tag vorbereitet? Diese und weitere Fragen habe ich während der letzten Monate oft gestellt bekommen. Gerne teile ich hier meine Erfahrungen (the good, the bad & the ugly) mit euch und möchte euch motivieren euer Wissen ebenfalls, sei es mit Vorträgen oder in anderer Form, weiterzugeben.
Call for Papers – die Bewerbung
Ich schreibe diese Zeilen, weil ich mein Wissen und meine Erfahrungen gerne teile. Ebenso geniesse ich gegenseitigen Wissensaustausch, Lernen und Inspiration. Das waren die Hauptgründe dafür mich als Sprecherin an einer Konferenz zu bewerben. Dass ich mich direkt an Europas grösster Fachkonferenz im Bereich Software Testing bewerbe, war zu diesem Zeitpunkt ein vernachlässigbarer Fakt. Ich wollte meine Projektgeschichte mit allen Höhen und Tiefen erzählen. Die EuroSTAR hatte mich im September 2021 während 4 Tagen Online-Konferenz derart inspiriert, mitgerissen, ermutigt und bestärkt, dass für mich klar war – dort will ich hin!
An einem nebligen Tag Anfang November 2021 hatte ich den nötigen Mut und die Leichtigkeit mich einfach zu bewerben. Rückblickend habe ich diesen Moment als «einen Anfall von Wahnsinn» bezeichnet…aber dazu später mehr.
Als ich das seitenlange Bewerbungsformular sah, hatte ich grossen Respekt. Überzeugt von meiner Story lies ich mich von den vielen Fragen aber nicht verunsichern. Absatz für Absatz argumentierte ich warum meine Story und ich zweifelsfrei an diese Konferenz im Juni 2022 gehören und wie mein Thema das Konferenzthema «Shaping Testing» aufgreift.
DO: Viele Konferenzen haben ein jährliches Motto – setz dich mit diesem auseinander. Überleg wie dein Beitrag mit dem Konferenzmotto zusammenhängt. Welche Parallelen könntest du ziehen? Zeig auf, wie deine Geschichte mit dem Motto integriert. DON’T: Das Konferenzthema ignorieren und eine «one-fits-all» Bewerbung einreichen. Die Organisator:innen haben sich etwas überlegt – nimm dir die Zeit um darauf einzugehen und zeige Respekt für ihr Engagement.
Oftmals gibt es die Möglichkeit mehrere Beiträge einzureichen. Ich habe zwei unterschiedliche Beiträge eingereicht. Ob es generell gut oder schlecht ist mehrere Bewerbungen einzureichen, kann ich nicht abschliessend beurteilen.
Meine Einschätzung ist, dass meine beiden Bewerbungen den Organisator:innen einen breiteren Eindruck von mir verschafft haben. Ich denke das ist vor allem für (noch) unbekannte Sprecher:innen von Vorteil. Ich würde aber nur mehrere Bewerbungen einreichen, wenn ich auch wirklich mehrere zum Event und Motto passende Themen hätte.
DO: Mehrere Bewerbungen abgeben, sofern es die Möglichkeit gibt und du mehrere relevante, zum Motto und Event passende Beiträge parat hast.
DON’T: Mehrere, ähnliche Bewerbungen einreichen, um die reine Anzahl zu erhöhen – das nervt nur diejenigen, die die Bewerbungen prüfen müssen.
Du bist dabei – die Zusage
Anfang Dezember 2021, am Tag unserer Firmenweihnachtsfeier, kam das sehnlichst erwartete E-Mail:
“Congratulations! You have been selected by the 2022 Programme Chair Graham Freeburn and Committee to speak at the 30th EuroSTAR Software Testing Conference in Copenhagen next June.”
Ich konnte es nicht glauben. Ich wurde tatsächlich ausgewählt. Ich würde an der EuroSTAR sprechen. Darauf gab’s an jenem Abend mehr als einen Glühwein.
Mit der offiziellen Programmbekanntgabe Mitte Januar 2022, sollten auch Kurzvideos zu den einzelnen Beiträgen publiziert werden. Die Feiertage habe ich daher damit verbracht mir den Kopf über einen möglichst coolen Pitch zu zerbrechen.
Das ist dabei raus gekommen:
DO: Sei du selbst, bleib authentisch, denk nicht zu kompliziert – oftmals ist das Einfachste, das Beste. Überleg warum das Publikum gerade an deinen Vortrag kommen soll. Was springt für das Publikum raus?
DON’T: Sich mit anderen vergleichen, versuchen andere zu kopieren, sich verstellen. Wenn dir Video als Format nicht liegt, dann lass es. Tritt mit den Organisator:innen in Verbindung. Vielleicht gibt es andere Formate, um deinen Beitrag zu promoten.
Mitte Januar dieses Jahres war es endlich an der Zeit die tollen Neuigkeiten offiziell zu verbreiten. Ich wurde überhäuft mit Gratulationen und ich wurde überhäuft mit Fragen. Fragen wie „Bist du nicht aufgeregt?...Hast du keine Angst vor so vielen Menschen zu sprechen?...Hast du gesehen wie gross die Location ist?...Wieso tust du dir diesen Stress an?...“ um nur ein paar zu nennen. Die kommenden Wochen schwebte ich auf einer Welle von Stolz, Nervosität, Vorfreude und Aufregung. Doch nach einiger Zeit holte mich der Alltag ein und die Konferenz rutschte in weite Ferne.
Die Vorbereitung
Trotzdem ich (noch) Monate Zeit hatte, begann ich mich bewusst mit Vortragskompetenz zu beschäftigen. Folgende Bücher bzw. Autoren haben mir hier sehr geholfen:
Rob Lambert (https://www.linkedin.com/in/robertlambert/)
Port, Michael: Steal the Show. 2015.
Biesenbach, Rob: 11 Deadly Presentation Sins. 2014.
Davies, Graham: The Presentation Coach. 2010.
DO: Setz dich gezielt mit Vortragskompetenz auseinander – was macht den Unterschied zwischen schlechten, guten und ausgezeichneten Vorträgen?
DON’T: Den Aufwand für einen professionellen Vortrag unterschätzen.
Zudem hat mir meine Arbeitgeberin, Zühlke, ein persönliches Coaching in Auftrittskompetenz ermöglicht. Ich hatte die Freude mich mit der professionellen Unterstützung von Sabine Stücheli auf meinen grossen Auftritt vorzubereiten. Frau Stücheli ist nicht nur eine sehr sympathische und offene Person, sie hat auch schnell erkannt was ich persönlich brauche, um meinen Vortrag erfolgreich zu meistern. Mir hat es sehr geholfen, dass wir verstärkt an meiner inneren und äusseren Haltung gearbeitet haben. Die Übungen haben es mir leicht gemacht mich im Raum, auf der Bühne und mit dem Publikum zu verankern. Diese Erdung war essenziell für mich.
DO: Nimm Hilfe in Anspruch, such dir eine:n Coach:in.
DON’T: Den Aufwand für einen professionellen Vortrag unterschätzen.
Parallel zum Coaching habe ich den Foliensatz für meinen Vortrag zusammengestellt. Diesen musste ich bis 6 Wochen vor der Konferenz abgeben. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich nichts mehr ändern. Das hat mich echt gestresst.
Zudem war ich anfangs eher widerwillig bei der Sache, denn ich bin keine Freundin von Text auf Folien. Ich arbeite lieber mit Bildern. Ich habe lange überlegt und mich dann dazu entschieden meinen Vortrag ausschliesslich mit sprechenden Bildern und kurzen Überschriften zu unterstützen. Einzig meine Key Take-aways habe ich in je einem kurzen Text auf die letzten Folien gepackt. So hat das Zusammenstellen des Foliensatzes für mich dann doch noch richtig Spass gemacht.
Das Arbeiten mit Bildern und nur sehr wenig Text hat mir bis zum Ende grosse Freiheit bezüglich der gesprochenen Botschaft gelassen. Das hat für mich den Stress, den der frühe Abgabetermin bei mir erzeugt hat, relativiert. Mir hat die Flexibilität also sehr gutgetan. Ich weiss aber, dass das sicher nicht für alle so ist. D.h. überleg dir gut welche Materialien deinen Vortrag unterstützen und womit du dich am wohlsten fühlst.
DO: Nutze Visuals oder andere Materialien zur Unterstützung deiner Botschaft.
DON’T: Textfolien als Spickzettel verwenden – warum ist das Publikum live vor Ort? Sicher nicht um dich beim Ablesen deiner Folien zu erleben.
Die Folien waren gesetzt und so setzte ich mich wieder an den Schreibtisch und überlegte mir den konkreten Text meines Vortrags. Meine Bildergeschichte hat mich unterstützt den roten Faden nicht zu verlieren. Ich habe also damit begonnen alles genauso aufzuschreiben, wie ich es sagen wollte. Am Ende hatte ich fünf A4-Seiten voll gesprochenem Text. Das war für mich der ideale Startpunkt. Für meine ersten Proben musste ich nicht überlegen, ich habe einfach vom Blatt abgelesen. So bekam ich ein Gefühl für die Dauer des Vortrags, Pausen, Folienwechsel und Pointen.
Bis 3 Wochen vor der Konferenz habe ich mich stark auf meinen ausgeschriebenen Text konzentriert. Ich konnte ihn fast im Schlaf, aber eben nur fast. Jedes Mal, wenn ich einen Hänger hatte, musste ich die entsprechende Textpassage auf einem Blatt voller Text finden. Nicht so leicht, wie ich dachte. Und ausserdem, wollte ich wirklich mit dem Text auf der Bühne stehen? Meine Coachin hat mit mir eine Übung gemacht, die mir die Augen geöffnet hat. Zuerst nahm sie mir meinen Text weg. Danach musste ich für jede Folie die Kernbotschaft kurz in maximal 1-3 Punkten skizzieren. Diese Übung hat mich extrem gefordert und mich gleichzeitig von meinem Text gelöst.
Die Zeit bis zur Konferenz habe ich nur noch mit Stichwort-Kärtchen gearbeitet. Ich wusste was ich wie sagen wollte und die Kärtchen waren nur noch Backup, dass ich nichts (für mich) Wichtiges vergessen hatte. Pssst: Das Publikum weiss nicht was du vergessen hast. Keiner weiss was auf deinen Kärtchen steht.
DO: Finde heraus was dich am besten beim Üben unterstützt und bleib dabei.
DON’T: Den Aufwand für einen professionellen Vortrag unterschätzen.
Wie bei den meisten Konferenzen war auch ich mit (unbekannten) Fragen im Anschluss an meinen Vortrag konfrontiert – die sogenannten «Q&A». Dafür waren 15 Minuten eingeplant. Um nicht in die unangenehme Situation zu kommen, dass niemand eine Frage stellt und sich eigenartige Stille im Raum ausbreitet, habe ich mir im Vorfeld Fragen überlegt. Diese Fragen zielten auf Teile meines Vortrags ab, zu welchen ich mehr Detailinformationen liefern konnte. Bereiche, die ich im Vortrag absichtlich kurz gehalten habe, mit denen ich mich aber wohl fühlte und entspannt in die Q&A Runde starten könnte. Diese Fragen habe ich natürlich mit den Organisator:innen geteilt, was sehr gut angekommen ist – «you’re really well prepared».
Darüber hinaus habe ich einen guten Freund gebeten sich möglichst schwierige, nervige, mühsame Fragen zu überlegen. Mit denen hat er mich (auf meinen Wunsch) 10 Tage vor der Konferenz konfrontiert. Diese Übung hat mich echt gefordert und zugleich sehr erleichtert. Ich war durch diese Übung in eine unangenehme Situation gekommen. Ich wusste nicht sofort, wie ich reagieren sollte, wie ich auf eine bestimmte Fragestellung antworten sollte. Diese Erfahrung im sicheren Rahmen hat mir die Gewissheit gegeben, dass ich am Tag X gelassener auf schwierige Fragen reagieren würde.
DO: Überleg dir 1-2 Fragen, die du gerne gestellt bekommen würdest um entspannt in die Q&A Runde zu starten.
DO: Überleg dir welches die schlimmsten, blödesten, nervigsten Fragen sein könnten, die dir gestellt werden und übe, wie du reagieren möchtest.
DON’T: Unvorbereitet in die Q&A gehen. Das birgt grosses Risiko, das absolut vermeidbar ist.
Die Probe(n)
Die letzten 10 Tage vor der Konferenz zählen definitiv zu den anstrengendsten meines Lebens. Jeden Tag habe ich meinen Vortrag geübt, immer mit der Stoppuhr daneben. Mal mit Folien, mal ohne Folien. Mal mit Publikum (mein Ehemann konnte den Vortrag vor der Konferenz fast auswendig) und mal ohne Publikum. Mal in meine Kamera, mal zu Stofftieren – gutes Publikum, immer aufmerksam und keine mühsamen Fragen im Q&A 😄
Schon kurz nach der Zusage von EuroSTAR wusste ich welches Outfit ich an meinem grossen Tag tragen wollte. Ich hatte eine Art Eingebung – nein, nichts Übernatürliches – ich hatte einfach intuitiv eine ganz konkrete Vorstellung davon, wie ich auf der Bühne aussehen wollte. In den letzten Wochen vor meinem Vortrag habe ich jeden Probelauf in eben diesem Outfit absolviert. So habe ich ein Gefühl für die Kleidung, die Schuhe, den Stand, den ich in diesen Schuhen habe, bekommen. Es ist essenziell sich im Auftrittsoutfit gut zu fühlen. Das Publikum merkt, wenn man sich verkleidet oder sonst unwohl fühlt. Mir hat das Proben in der geplanten Kleidung zusätzliche Sicherheit gegeben und ich habe mich rundum wohl gefühlt in meinem Outfit.
DO: Üben, üben, üben und nochmal üben – auch wenn du weder Lust noch Motivation hast! DON’T: Denken, dass es schon irgendwie aufgeht mit der Zeit, der Botschaft, den Folien usw. – Nein, es geht nicht auf! Dein Publikum spürt, wenn du unvorbereitet bist. Das Publikum merkt, dass du dir nicht die Zeit genommen hast dich vorzubereiten – Wertschätzung sieht anders aus.
Der grosse Tag – the stage is yours!
Am 3. Tag der EuroSTAR war es endlich soweit – ich war an der Reihe.
Um 15.30 Uhr war „Show Time“ und bis zum Vorabend war ich der Meinung den Tag bis zu einem Auftritt locker-flockig an der Konferenz zu verbringen. Ich hatte schliesslich noch nie Angst vor Menschen zu sprechen. Ausserdem war ich bestens vorbereitet.
Ich hätte nicht falscher liegen können. Es stellte sich heraus, dass nicht mein Kopf nervös war, es war mein Körper.
Mein Körper hatte in der Nacht vor meinen Vortrag auf Notfall-Modus umgestellt. Dementsprechend unruhig und wenig erholsam war mein Schlaf in dieser Nacht. Beim Frühstück machte sich dann ein unangenehmes Gefühl in der
Magengegend breit, gefolgt von einem beklemmenden Gefühl im Hals, Übelkeit und beunruhigendem Herzrasen. Das musste der berühmt-berüchtigte Fight-or-flight-mode sein. Alles in mir schrie „flieh, sofort“! Mein Verstand war abgemeldet und ich konnte nichts dagegen tun. Hätte ich auch nur geahnt, dass mein Körper, dass ich so reagieren würde, ich hätte mich nicht beworben. Noch nie habe ich mich so ausgeliefert, so hilflos, so ohne Kontrolle gefühlt. Ich wollte heulen, schreien, weit weglaufen und gleichzeitig wollte ich stark sein und abliefern. Ich hatte zu hart dafür gearbeitet, um jetzt von meiner körperlichen Urangst überrollt zu werden. Ich beschloss mir die Kontrolle zurückzuholen.
Zuallererst musste ich den Kopf frei bekommen – die Panik musste weg. Glücklicherweise war mein Hotel und auch das Konferenzzentrum direkt neben einer riesigen Grünlandschaft. Spazieren in der Natur hilft mir immer mich zu sortieren und wortwörtlich den Kopf zu lüften. Und so lief ich gute 1.5 Stunden durch die Landschaft und lüftete was das Zeug hielt. Wieder zurück im Hotel, musste ich jedoch feststellen, mein Körper war nach wie vor unruhig. Je länger ich still sass, desto stärker kehrten die Symptome vom Morgen zurück. Ich beschloss daher mit mehr Power dahinter zu gehen, sprang in meine Sportklamotten und ins hoteleigene Fitnesscenter. Eine weitere Stunde Krafttraining und 30 Minuten Meditation später, fühlte ich mich verhältnismässig gut.
Es war Mittagszeit und mein Magen war komplett leer. Irgendetwas musste ich essen. Ich wollte um jeden Preis vermeiden auf der Bühne einen Schwächeanfall zu erleiden. Und so fiel meine Wahl auf Bananen. Die lieferten die benötigte Energie und belasteten meinen gereizten Magen nicht zusätzlich. Wer mich kennt weiss, ich esse gerne, regelmässig und ausreichend. Wenn ich hungrig bin, bin ich nicht zu gebrauchen. Dieser Tag war auch in dieser Hinsicht komplett anders als alles was ich erwartet hatte. Ich musste mich regelrecht zwingen etwas zu essen.
Kaum hatte ich meinen Magen wieder im Griff meldete sich der Klos im Hals und mein schweres Herz zurück. Die Uhr tickte unbarmherzig in Richtung meines Auftritts. In einer Stunde, in 60 Minuten musste ich mich auf den Weg machen. Zeit für härtere Bandagen. Zeit für Badezimmer-Karaoke.
Mein Smartphone und ich gaben alles. Während ich mich zurecht machte, sag ich laut und tanzte wild zu einem meiner Lieblingslieder. Ich hatte lange nicht an dieses Lied gedacht, doch an diesem Tag war auf einmal klar – das ist genau DAS Motivationslied, das ich JETZT brauche. Die Endlosschleife lief und aus meinem Körper lief die Panik hinaus. Mit jeder Wiederholung fühlte ich mich leichter.
Zu guter Letzt kam mir noch eine Übung meiner Yogalehrerin, Stefanie, in den Sinn. Die Übung heisst „Knochen schütteln“ und man tut genau das – man schüttelt die eigenen Knochen. So lange man möchte, mindestens 5 Minuten sollten es aber jedenfalls sein. Ich mache diese Übung am liebsten zu wilder Trommelmusik. Das verbindet mich gut mit meinem Körper und ich kann den Kopf abschalten. Am Ende der Übung waren die ganze Anspannung und Panik abgefallen. Ich hatte alles abgeschüttelt, raus gesungen und weg getanzt. Es konnte los gehen – Show Time!
Mit meinem Motivationslied im Ohr betrat ich das leere Auditorium.
An der Konferenz war gerade Nachmittagspause und so konnte ich mich in Ruhe mit dem Raum vertraut machen. Ich ging die Bühne auf und ab, prüfte meine Folien, die Fernbedienung und alles weitere. Fünf Minuten vor Beginn bekam ich mein Micro angesteckt. Mein Track Chair, Geoff, kam herein und als er mich fragte ob ich bereit sei, war meine intuitive Antwort: „Noch bereiter und ich bekomme einen Herzinfarkt 😉“.
Der Raum füllte sich und ich war voller Vorfreude und überwältig davon wie viele Menschen sich für meinen Vortag interessierten. Als unverbesserliche Perfektionistin hatte ich vorsorglich meinen engsten Vertrauten, einen guten Freund und eine liebe Kollegin mitgebracht. Ich wollte sicher sein, dass zumindest 3 Personen meinem Vortrag lauschten. Während der ersten beiden Konferenztagen hatte ich ausserdem weitere Vortragende und Teilnehmende kennengelernt. Viele von ihnen kamen, um mich zu unterstützen. Ich war und bin unheimlich dankbar für diese Unterstützung. Am Ende waren rund 160 Personen im Saal und es hat unheimlich gut getan mittendrin bekannte Gesichter zu sehen. Personen an denen ich mich im ein oder anderen Moment orientieren konnte – meine Anker und Leuchttürme in einem Meer voller Menschen.
Mein Vortrag lief, vor allem dank der gewissenhaften Vorbereitung, ausgezeichnet. Versprecher nahm ich gar nicht wahr, sie brachten mich nicht eine Sekunde aus der Ruhe. Was für ein befreiendes Gefühl! Ich konnte mich voll und ganz auf meine Botschaft und mein Publikum konzentrieren. Gegen Ende des Vortrags war ich fast traurig, dass es gleich vorbei sein würde. Gleichzeitig war ich unglaublich gespannt – würde es Applaus geben? Hatte es den Leuten gefallen? Und dann war er ausgesprochen, der Abschluss-Satz, das Closing.
Schallender Applaus brach los und begeisterte Pfiffe erfüllten den Raum – ich war unheimlich erleichtert und sehr stolz. Die ganze harte Arbeit hatte sich ausgezahlt…aber Moment, da war doch noch was – es galt noch 15 Minuten Q&A zu absolvieren.
Ein grosser Dank gebührt hier meinem Moderator, Geoff. Er hat mich nicht nur exzellent angekündigt, sondern auch die Frage-Runde ausgezeichnet moderiert. Meine vorbereiteten Fragen kamen nicht zum Einsatz. Nichtsdestotrotz bin ich froh mir über mögliche Fragestellungen im Vorfeld Gedanken gemacht zu haben. So konnte ich entspannt auf alle Fragestellungen eingehen.
Nach der Q&A Runde durfte ich ein weiteres Mal den Applaus meines Publikums geniessen und mich freuen.
Kaum war der Applaus abgeklungen standen auf einmal Leute Schlange, um mit mir weiter zu diskutieren, sich für den Vortrag zu bedanken und mir zu gratulieren.
Wow, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte Menschen inspiriert und sie hatten das Bedürfnis mir das persönlich mitzuteilen. Ich kann nicht in Worte fassen, wie unglaublich glücklich mich das macht.
Auch danach und am nächsten Tag kamen Personen auf mich zu, bedanken sich und gratulierten mir. Ich bin jeder einzelnen Person, die an meinen Vortrag gekommen ist, unheimlich dankbar, dass sie mir ihre Zeit geschenkt hat. Zeit ist unbezahlbar, sie ist unwiederbringlich. Es erfüllt mich mit grosser Freude und Stolz, wenn mein Publikum seine Zeit gut investiert empfunden hat.
DO: Hoffe auf das Beste, rechne mit dem Schlimmsten – bereite dich auf so viele Eventualitäten wie möglich vor. DON’T: Es auf die leichte Schulter nehmen.
Dekompression – Dampf ablassen, zur Ruhe kommen
Als Hobby-Taucherin gehe ich nach einem Tauchtag gerne auf ein sogenanntes „Deko-Bier“. Dabei lässt man mit der oder dem Tauch-Buddy den Tag und die schönen Eindrücke revuepassieren.
Am 9. Juni war mein „Deko-Bier“, kein Bier sondern ein super leckerer (und sehr teurer # WelcomeToDenmark 😅) Cocktail in der SUKAIBA Bar im 23. Stock des Bella Sky Hotels – ein gebührender Abschluss eines aufregenden Tages im Kreis meiner beiden liebsten Fans.
Und jetzt? – What’s next?
Wer bis hierher gelesen hat, weiss oder kann erahnen was ich vor allem am Tag meines Vortrags durchgemacht habe. Viele fragen jetzt wahrscheinlich: „Ist es das wert?“ „Würdest du es wieder tun?“
Stand heute, 2. August 2022: Vermutlich, ja – es erfüllt mich einfach mit zu viel Freude andere zu inspirieren. Aber ich habe auch grosse Angst davor, dass mein Körper wieder verrücktspielen könnte.
Fürs Erste plane ich es ruhiger anzugehen. Spreche an kleineren Events und sammle dort weitere Erfahrung. Aber ihr wisst ja wie das mit Plänen so ist…das Leben passiert. Ich freue mich jedenfalls und bin gespannt auf alles was die Zukunft bereithält.
Und weil es in diesem Blogbeitrag um Vorträge ging, hier die 3 wichtigsten Dinge, die ich euch mitgeben möchte:
Ein professioneller Vortrag bedeutet Aufwand – plant genug Zeit ein und bereitet euch so gut wie möglich vor.
Den Mutigen gehört die Welt – werft die Selbstzweifel über Board und ab ins Rampenlicht!
Seid stolz, freut euch und geniesst den Beifall – Erfolge wollen gefeiert werden. Nehmt euch unbedingt die Zeit und lasst euch beglückwünschen und feiern bevor ihr euch konstruktives Feedback holt oder eure inneren Kritiker beachtet.